Konturen für lebendiges Lehren und Lernen

Erwachsene sind unbelehrbar, jedoch durchaus lernfähig. (Horst Siebert)

Die seit einigen Jahren stattfindende Diskussion um die sogenannte „konstruktivistische“ Erwachsenendidaktik zeigt, daß die klassischen Modelle der auf Stoff- und Wissensvermittlung konzentrierten Erwachsenenbildung an Bedeutung verlieren. ErwachsenenbildnerInnen in ihren verschiedenen Rollen (als BildungsplanerInnen, ReferentInnen, KursleiterInnen, TrainerInnen, TeamerInnen u.v.a.) müssen daher in der Entwicklung, Durchführung und Auswertung von Erwachsenenbildungsvorgängen immer mehr die Erkenntnisse ernst nehmen, daß Erwachsene nicht unbedingt das lernen (und lernen wollen), was gelehrt (angeboten) wird.


Lernen ist nicht erzwingbar, auch nicht durch noch so gut gemeinte Belehrung. Lehre bleibt ein Angebot, mit dem die teilnehmenden Erwachsenen nach eigener Entscheidung und Auswahl umgehen. Für die wertorientierte Bildungsarbeit bedeutet dies: es läßt sich eine bestimmt Moral, ein Sinn für Gerechtigkeit und Solidarität, eine Gottes- und Nächstenliebe nicht weitergeben, auch nicht aufdrängen oder gar aufzwingen; Erwachsene lassen sich ein, wenn ihnen Anstöße gegeben werden, wertortientierte Grundhaltungen zu übernehmen oder zu entwickeln.
Für wertorientierte Bildungsarbeit bedeutet dies, Vielfältigste Angebote für sinn-volles Lernen (zu) schaffen Erfahrungen, eigene Lebenswelten und der eigene Alltag sollen in Lernveranstaltungen eingebracht werden können, damit Erwachsene ihre Lernprozesse selber steuern lernen. Schließlich ist es ihr Leben und ihre
Biografie, in die hinein neue Informationen und neue Wissensbestände integriert werden wollen. „Selbstlernmodelle durchspielen“ statt „Gefülltwerden mit Stoff“ könnte durchaus auch als Motto für lebendiges Lernen von Erwachsenen dienen.

Die Inhalte die dazu notwendig sind, sollten möglichst solche sein, die wirklich „anstößig“ sind, für´s eigene Leben und Lernen. Nach Horst Siebert ist dies dann der Fall wenn diese

  • mit vorhandenem Wissen verknüpft werden können
  • sich als lebensdienlich und brauchbar erweisen
  • einen Neuigkeitswert haben
  • „psychohygienisch zumutbar“ und verträglich sind.

Lernfähig und Lernbereit - Organisiertes und selbstgesteuertes Lernen unterstützen
Offen bleiben für neue Situationen und Herausforderungen: dies ist wohl der beste Garant für Zukunftssicherung, denn das Lernen wird künftig nicht nur in organisierten Bildungsveranstaltungen ablaufen (können), sondern verstärkt in Formen von offenem, selbstorganisiertem, informellem Lernen stattfinden.
Fixe eigene Markenangebote von Bildungsanbietern werden dabei weiterhin einen zentralen Standplatz einnehmen, jedoch wird die Wissensgesellschaft verstärkt herausgefordert sein, fördernde Rahmenbedingungen für verschiedenste Durchmischungen von Lernformen zur Verfügung zu stellen.
Dazu könnte noch vielmehr als bisher, im Sinne der Förderung von Kompetenzen das Gesamtangebot von „Know-how“ zur Verfügung gestellt und genutzt werden, etwa:

„Wo immer du Unterstützung für´s Lernen brauchst - wir haben Menschen dafür, die was verstehen davon, wie

  • Bildungsmaßnahmen professionell vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet werden
  • Veranstaltungen sich so organisieren lassen, daß Menschen sich wohl fühlen und gerne lernen
  • Raum geschaffen werden kann für persönliche und ehrliche Kommunikation
  • entdeckt werden kann, wo Menschen Unterstützung brauchen
  • wie Menschen an einen Tisch zu bringen sind, die kontroverse Anschauungen haben
  • wie Konflikte und Störungen respektvoll ausgetragen werden können
  • sich Gespräche erfolgreich moderieren lassen
  • Informationen verständlich aufbereitet werden
  • Menschliches Management aussehen kann
  • u.v.a.m“